Jetzt ist es schon über ein Jahr her, dass ich hier geschrieben habe. Es liegt nicht daran, dass nichts passiert wäre, sondern daran, dass soviel passiert ist, dass ich keinerlei Zeit hatte für irgendwas.
Der offensichtliche Teil: Ich nehme nun seit anderthalb Jahren Hormone. Sowohl optisch als auch Emotional war deren Einfluss enorm.
Zum einen nehme ich Emotionen verstärkter wahr als vorher, ich habe im letzten Jahr häufiger geweint, mich aber auch intensiver gefreut. Gerade am Anfang war das äußerst irritierend und ich musste mich erst daran gewöhnen. Das galt natürlich auch für mein unmittelbares Umfeld, das sich auch an diese verstärkte Emotionalität gewöhnen musste.
Und ich hatte tolle Freundìnnen* an meiner Seite die mich in der Zeit sehr toll unterstützt haben und bei all meinen Nervenzusammenbrüchen da waren und mit denen ich wundervolle Stunden und Tage hatte.
Im Jahr 2014 habe ich sehr viele neue Leute kennen gelernt, soviele wie viele Jahre lang nicht. Ich weiß nicht inwiefern die Hormone ihren Anteil haben, aber mein persönlicher Eindruck ist, dass ich jetzt offener bin und eher auf andere Menschen zugehe. Ich vermute, dass es damit zusammenhängt, dass sich mein Leben einfach richtiger anfühlt als zuvor. Es ist für mich sehr wichtig etwas mit anderen Menschen zu unternehmen und ich ziehe das immer anderen Varianten vor (also weniger Zeit fürs Filme gucken oder Computerspielen).
Ein Effekt, den ich definitiv den Hormonen zurechne ist ein verändertes Sexualbedürfnis. Im ersten halben bis dreiviertel Jahr der Hormontherapie war mein sexuelles Interesse in jeglicher Hinsicht nahezu erloschen. Erst im letzten Sommer kehrte es langsam zurück. Vorher hatte ich erwartet, dass ich durch die Hormone ein größeres Interesse an Männern bekommen würde, es ist eher das Gegenteil eingetreten und dieses Interesse hat ziemlich stark abgenommen, völlig weg ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Das Interesse an Frauen ist aber deutlich größer (Vereinfachend als binäres Muster dargestellt). Außerdem haben sich damit auch die Interessen dessen was im Bett passiert verändert und ist nicht mehr wirklich zu vergleichen mit allem was vorher da war. Es kommt mir aber keinesfalls irgendwie schlechter vor, von daher bin ich zufrieden.
Passend dazu: Ich habe inzwischen auch viel häufiger den Eindruck, dass Menschen(insbesondere Männer) in meiner Umgebung mich anziehend finden. Das ist manchmal irritierend, aber ich kann denke ich gut damit umgehen ;) Vorher war dies deutlich seltener und schwächer der Fall.
Ich hatte ja schon berichtet, als ich mit dem Cheerleading angefangen hatte. Bei diesem Sport hatte ich das Outing sehr weit nach hinten verschoben, und erst während der laufenden Hormontherapie umgesetzt. Daher kam es, dass ich noch recht lange eine männliche Uniform für Auftritte hatte. Seit kurzem haben wir im Team dann eine neue bekommen, und ich bin sehr glücklich darüber, jetzt eine richtige Uniform zu haben die genau zu mir passt. Das erste anziehen hat sich gleich einfach richtig angefühlt. So wie es sein muss.
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