Mittwoch, 25. Dezember 2013

Emotionen

Vor kurzem sagte jemand zu mir, vor den Hormonen sei ich emotional ein Stein gewesen. Gemeint war, dass ich nur wenige Emotionen hatte bzw. zeigte und immer über alles rational urteilen konnte. Ganz so einfach war es natürlich nicht, wie auch schon im vorigen Post angedeutet, trotzdem hat sich seit ich Hormone nehme ziemlich viel geändert.
Was mir am stärksten auffällt ist, dass ich immer wieder, wenn ich mit bestimmten Menschen Zeit verbringe, kommuniziere oder nur über diese Menschen nachdenke, Zuneigung verspüre. Vorher war mir immer gar nicht so klar wie ich jetzt zu einer Person stehe, es gab ein paar Leute die ich nicht mochte, und ansonsten vor allem Kriterien wie: ob ich gut mit einer Person reden kann, oder da sofort die Themen ausgehen; oder ob eine Person anstrengend war oder nicht. Natürlich gab es vorher auch schon Emotionen, insbesondere Langeweile fällt mir da ein, wenn ich mich also mit Menschen getroffen hatte, und ich hatte keine Langeweile, da war es offenbar gut. Spaß hatte ich natürlich auch, genau wie vieles andere auch.
Jetzt aber merke ich schon wenn ich mit Menschen zusammen bin, das ich einfach schon deshalb Spaß haben kann, weil ich die Menschen mag. Und am liebsten würde ich auch bei jeder Gelegenheit die Zuneigung bekunden, aber ich denke, dass ich einigen Leuten damit ziemlich schnell auf die nerven gehen könnte. Die Grenzen muss ich erstmal herausfinden, und zwar für jede Person einzeln. Am angenehmsten ist es ja, wenn die Zuneigung auf beiden Seiten in ungefähr der gleichen Form vorhanden ist. Wenn ich dann natürlich oft meine Zuneigung äußere, könnte das aber als stärkere Zuneigung empfunden werden, als wirklich vorhanden ist, was ein Gefühl der Asymmetrie hervorruft, das doch eher unangenehm ist.
Eigentlich gefällt es mir nicht von stärkerer und weniger starker Zuneigung zu sprechen. Das bringt einen wertenden Aspekt hinein, der da nicht hingehört. Wenn ich eine Person mag, dann mag ich diese Person; und zu sagen, Person A mag ich weniger als Person B, wird der Situation und den Gefühlen nicht gerecht. Natürlich gibt es Menschen mit denen ich ganz besonders viel Zeit verbringen will, an die ich dauernd denken muss und deren Anwesenheit mich besondern glücklich macht. Aber alle anderen Menschen sind deshalb nicht weniger wertvoll und besonders. Es ist vielleicht eine andere Form der Zuneigung.
Mir gefällt meine neu entdeckte Gefühlswelt sehr gut, vor allem da die allermeisten dieser Gefühle so positiver Natur sind, ich muss jetzt erstmal lernen damit umzugehen.
Natürlich ist nicht alles immer positiv, in den knapp drei Monaten hatte ich auch schon zwei mal so etwas wie emotionale Abstürze. Das eine mal war es genau darauf bezogen, dass ich nicht einordnen konnte, auf welche Weise ich eine Person mag, da es sich plötzlich und unerwartet so völlig anders anfühlte und ich sehr verwirrt und verunsichert war. Ein anderes mal hatte ich eine starke Reizüberflutung sodass ich nicht mehr denken konnte und nur noch von allem was geschah überfordert war, sodass ich auch auf Fragen oder andere menschliche Interaktion nicht sinnvoll reagieren konnte. Aber in beiden Fällen bekam ich wundervolle Unterstützung von einem wunderbaren Menschen, sodass es mir am Tag drauf auch wieder super ging.
Manchmal ist es schwierig all diese neuen Emotionen richtig einzuordnen und zu verarbeiten, zum Beispiel vermisse ich jetzt viel mehr als mir manchmal lieb wäre, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden.
Natürlich wäre es einfach zu Behaupten, dass all diese Emotionen nur an den Hormonen liegen, aber das glaube ich nicht.  Die Hormone haben die Emotionen vielleicht intensiviert, aber die wären auch da wenn ich keine Hormone nehmen würde, nur würde ich sie oft nicht bemerken.
Ich bin ja immer noch der selbe Mensch, ich nehme Dinge nur anders wahr. Und es ist toll!